europaticker:![]() | Vorlagen an Grossen Rat und Landrat verabschiedet |
Die Erweiterung und Sanierung der ARA Basel wird schon seit längerem vorbereitet. Im Dezember 2013 beziehungsweise im Januar 2014 hatten der Grosse Rat und der Landrat gesamthaft 13,1 Mio. Franken für die Projektierung der neuen ARA Basel bewilligt. Das von der ProRheno AG als Betreiberin der ARA Basel durchgeführte Vorprojekt und die Ausarbeitung des Bauprojekts sind nun abgeschlossen.
Die heutige ARA Basel ist seit dem Jahr 1982 in Betrieb. Sie arbeitet seit einigen Jahren an der Belastungsgrenze und überschreitet immer wieder die Grenz- und Richtwerte der Gewässerschutzgesetzgebung in der Schweiz. Die ARA Basel ist eine der wenigen Grosskläranlagen im Rheineinzugsgebiet, die noch keine Stufe hat zur Reduktion von Stickstoff, der erheblich zur Eutrophierung von Gewässern beiträgt. Damit der gesetzlich geforderte Stand der Technik wieder erreicht werden kann, muss die ARA Basel zwingend für die Reinigung des Abwassers von Stickstoffverbindungen ausgerüstet werden.
Seit Anfang des Jahres 2016 wird bei Kläranlagen ab einer Grösse von 80.000 angeschlossenen Einwohnern ausserdem eine weitere Stufe zur Verringerung von Mikroverunreinigungen (MV-Stufe) gefordert. Mikroverunreinigungen sind organische Spurenstoffe aus verschiedensten Quellen, die in sehr tiefen Konzentrationen im Abwasser vorkommen und deren Eintrag in Flüsse oder Seen die Gewässerökologie schädigt. Für einen erfolgreichen Abbau der Mikroverunreinigungen ist die Ausrüstung der ARA mit einer Stickstoffelimination Voraussetzung. Es ist daher sinnvoll, diese beiden Erweiterungen zusammen vorzunehmen. Der Bau von Anlagen zur Reduktion von Mikroverunreinigungen wird mit Beiträgen aus den Mitteln der seit Anfang 2016 erhobenen Bundesabwasserabgabe gefördert. Von der ProRheno wird ein entsprechender Antrag an den Bund gestellt werden.
Die ARA Basel reinigt eine Abwassermenge von rund 82.000 Kubikmeter pro Tag. Das entspricht rund 30 Millionen Kubikmeter pro Jahr und einem Volumen, wie wenn die ganze Fläche des Kantons Basel-Stadt von 0.85 Meter Wasser bedeckt wäre. 40% der Abwassermenge stammt aus den Haushalten. Dabei beträgt der Trinkwasserverbrauch pro Person und Tag 142 Liter (davon 41 Liter für die Toilette, 52 Liter für die Körperpflege und 49 Liter für Wasch- und Reinigungsarbeiten). Die Haupt- und Sammelkanäle haben eine Gesamtlänge von ca. 360 km, wovon etwa 160 km zum Kanalanteil Basel-Landschaft gehören. Im gesamten Einzugsbebiet sind rund 270.000 Einwohner angeschlossen. Die Grundstückanschlussleitungen sind im Gesamten ca. 400 km lang. Dabei haben die Leitungen einen Durchmesser von 30 cm bis zu mehreren Metern. Gereinigt werden die Abwässer von Basel-Stadt mit den Gemeinden Riehen und Bettingen, der Baselbieter Gemeinden Allschwil, Schönenbuch, Binningen, Bottmingen, Oberwil und Birsfelden sowie der französischen Gemeinde Neuwiller, der deutschen Gemeinde Inzlingen und ein Quartier von Weil am Rhein. ![]() A - Zulauf B - Einlauf in den Rhein D - Abluft 1 - Rohwasserpumpwerk 2 - Mischwasser- und Havarierückhaltebecken 3 - Rechen 4 - Sandfang 5 - Vorklärbecken 6 - Zwischenpumpwerk 7 - Biologie 8 - Nachklärbecken 9 - Abluftreinigungsanlage a - Rechengut b -Sand c -Primärschlamm d -Überschussschlamm e -Abluft Im Einlaufpumpwerk (1) wird das ankommende Abwasser (A) mit Hilfe von vier Schneckenpumpen in die etwa 10 m höher gelegene Rechenanlage (3) gehoben. Die Rechenanlage hält alle gröberen, festen Abfälle zurück. Zuerst mit einem Grob- dann mit einem Feinrechen. Das Rechengut (a) gelangt über die Förderbänder in grosse Mulden und wird in die städtische Kehrichtverbrennungsanlage transportiert. Pro Tag fallen ca. 2.2 t Rechengut zur Entsorgung an. Im Regen- und Havarierückhaltebecken (2) kann bei Starkregenereignissen oder Havarien Abwasser zurückgehalten und später der Anlage zugegeben werden. Das Abwasser ist jetzt von allen groben Anteilen befreit und fliesst durch die Sandfanganlage (4). In grossen runden Betonbehältern werden an der Oberfläche schwimmende Schmutzteilchen und Fettverklumpungen abgeschöpft und in die Schlammbehandlung gebracht. Die sinkenden Schmutzteilchen (b), wie Sand werden unten abgezogen und in der Deponie Elbisgraben abgelagert. Pro Tag fallen ca. 0.6 t Sandfanggut an. Anschliessend gelangt das vorgereinigte Abwasser in die beiden Vorklärbecken (5). Hier setzten sich Schwebeteilchen als Primärschlamm (c) langsam ab, der dann unten durch ein Rohr abgezogen und der Schlammbehandlung zugeführt werden. Das Abwasser wird nun über ein Zwischenpumpwerk (6) zur biologischen Reinigung in die drei parallelen Belebungsbecken (7) geleitet. Durch Zugabe von Hilfsstoffen werden die gelösten Phosphate des Abwassers, die z.B. von menschlichen Ausscheidungen stammen, gebunden und mit dem Belebtschlamm in den Belebungsbecken vermischt. Der Belebtschlamm besteht aus Kleinstlebewesen – jeder Liter enthält Milliarden von Bakterien. Der Belebtschlamm wird mit Sauerstoff intensiv vermischt. Dadurch wird der Abbauprozess durch die Bakterien aktiviert und verhindert ein Absetzen der Kleinstlebewesen. Die jetzt noch im Abwasser enthaltenen Schmutzteilchen werden durch die Bakterien mit Hilfe des eingeleiteten Sauerstoffs in Wasser, Kohlendioxid und Mineralien umgewandelt. Das gereinigte Abwasser gelangt nun in die drei Nachklärbecken (8). Dort setzt sich der Belebtschlamm (d) ab und wird zu einem Teil in die Belebungsbecken zurückpumpt oder in der Schlammbehandlung entsorgt. Das so geklärte Abwasser (B) fliesst nun gemeinsam mit dem geklärten industriellen Abwasser der ARA Chemie durch den Ablaufkanal in den Rhein. Um Geruchsemissionen zu vermeiden wird die gesamte Abluft (e) gesammelt und behandelt (9). Die gereinigte Abluft (D) wird dann in die Atmosphäre abgegeben. |
Die unumgängliche Totalerneuerung der ARA Basel hat den kompletten Umbau der gegenwärtigen Anlage im laufenden Betrieb zur Folge. Die mechanische und die biologische Reinigung werden ersetzt und um den zusätzlichen Stickstoffabbau erweitert. Dafür wird künftig das sogenannte SBR-Verfahren eingesetzt mit insgesamt neun geschlossenen Reaktionsbehältern (SBR = Sequencing Batch Reactor). Dieses Verfahren bietet nicht nur einen sicheren Betrieb, sondern auch eine grosse Flexibilität gegenüber Belastungsschwankungen und eine hohe Energieeffizienz. Zeitlich gestaffelt entsteht die neue MV-Stufe, die als kombiniertes zweistufiges Verfahren zuerst mittels Ozonung und anschliessend mit Aktivkohle-Reinigung ausgelegt wird. Das Verfahrenskonzept wurde teilweise grosstechnisch mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt (BAFU) in der ARA Ergolz 1 in Sissach durch das Amt für Industrielle Betriebe des Kantons Basel-Landschaft (AIB) und im Pilotmassstab in der ARA Basel durch die ProRheno getestet und für sehr leistungsfähig befunden.
Ergänzend zu den beiden neuen Reinigungsstufen wird die Erweiterung der Schlammbehandlung mit einer Schlammfaulung inklusive Anlagen zur Aufbereitung und Einspeisung des gewonnenen Biogases in das städtische Gasnetz vorgesehen. Ausserdem ist die Installation von zusätzlichen Photovoltaikelementen auf den dafür geeigneten Dachflächen der neuen ARA Basel geplant. Insgesamt kann damit die Energiebilanz der Anlage optimiert werden.
Der geplante Ausbau wird auf die bis 2040 erwartete Bevölkerungsentwicklung im Einzugsgebiet der ARA Basel und die bis dahin absehbaren Veränderungen bei gewerblichen Einleitern ausgelegt. Die neue ARA Basel bietet zudem die Möglichkeit, künftig auch vorbehandelte Abwässer aus der ARA Chemie aufzunehmen und mit hoher Qualität zu reinigen. Die dafür notwendigen Investitionen sollen mit einer vollkostenbasierten Gebühr den Einleitern der Chemie überwälzt werden.
Die Gesamtausgaben des Vorhabens (Kostenungenauigkeit +/-10 %) betragen 295,4 Mio. Franken inklusive der bereits bewilligten Projektierungsausgaben von 13,1 Mio. Franken. Für die Realisierung der neuen ARA Basel ergeben sich damit Ausgaben in der Höhe von 282,3 Mio. Franken, wovon knapp zwei Drittel (ca. 177 Mio. Franken) für die Erweiterung der mechanischen und biologischen Reinigung, die neue MV-Stufe sowie die Faulgasanlage anfallen. 234,63 Mio. Franken der Ausgaben (rund 83%) werden durch den Kanton Basel-Stadt getragen, wo der grösste Teil des in der ARA Basel gereinigten Abwassers entsteht. 47,67 Mio. Franken entfallen auf den Kanton Basel-Landschaft (rund 17%).
Damit die Bauarbeiten möglichst unmittelbar nach Vorliegen zustimmender Parlamentsbeschlüsse gestartet werden können, wird parallel zur parlamentarischen Beratung des Vorhabens bereits auch das Baubewilligungsverfahren durchgeführt werden. Der Zeitplan sieht vor, dass nach Bewilligung der Bauausgaben und Vorliegen der Baubewilligung die Arbeiten an der neuen ARA Basel noch im zweiten Semester des Jahres 2018 beginnen. Die Inbetriebnahme der neuen Anlagen soll im Herbst 2024 erfolgen.
Die ARA Basel hat ihren Standort in Basel-Kleinhüningen nahe der Landesgrenze zu Deutschland. Die Anlage wird zusammen mit der ARA Chemie von der ProRheno AG betrieben. An der ProRheno AG sind daher neben den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft auch die in Basel-Stadt ansässigen Chemiefirmen beteiligt.
Die ProRheno AG reinigt seit 1982 die Abwässer von Haushalten, Gewerbebetrieben und Industrie aus der Region Basel. Die beiden Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt besitzen zusammen 51 Prozent des Aktienkapitals der ProRheno AG. Die Firmen Huntsman Advanced Materials (Switzerland) GmbH, F. Hoffmann-LaRoche AG, Novartis Pharma AG, BASF Schweiz AG und Syngenta Crop Protection AG haben gemeinsam 49 Prozent.
Die ProRheno AG besteht aus der ARA Basel (kommunale Abwasserreinigung), der ARA Chemie Basel (Reinigung der Chemieabwässer) sowie der Schlammbehandlung (Verbrennung der anfallenden Klärschlämme).
Die ProRheno AG steht im Dienste des Umweltschutzes und bietet entsprechende Dienstleistungen für öffentliche Institutionen und Firmen an. Dabei ist die Sicherheit ein wichtiges Anliegen der ProRheno AG. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen entsprechend ihrem Wissen und Können eine persönliche Verantwortung für die eigene Sicherheit und diejenige anderer.
Die ProRheno AG sucht den Dialog mit der Öffentlichkeit und stellt ihr Know-How zur Lösung von Umweltproblemen zur Verfügung.
Weitere Informationen zum Vorhaben sind auf der Website der ProRheno AG erhältlich.
erschienen am: 2018-05-15 im europaticker